Flugplatz Historie
Der Flugplatz in Oberschleißheim wurde im Jahr 1912 als erster bayerischer Militärflugplatz für die königlich Bayerische Fliegertruppe gegründet und ist damit der älteste Flugplatz in Bayern, der heute noch in Betrieb ist. Umfasste die Truppe der Fliegerkompanie Anfangs noch 50 Mann, stieg die Bedeutung des Flugplatzes ständig und wuchs auf eine Bataillonsstärke von 3000 Mann im Jahr 1918. Bis zum Ende des 1. Weltkrieges wurden in Oberschleißheim 1700 Flugzeugführer, Beobachter und Schützen ausgebildet.
König Ludwig III. von Bayern inspiziert 1913 die Fliegertruppe in Schleißheim
Das erst feste Gebäude war die Kommandatur (ab 1912), während die Flugzeuge zunächst noch in Zelten untergebracht waren. Gegen Ende des ersten Weltkriegs begann der Bau eines Werftgebäudes. Aufgrund des Versailler Vertrages wurde die Bayerische Fliegertruppe im Jahr 1920 endgültig aufgelöst.
1919 wurde die Polizeifliegerstaffel in Oberschleißheim stationiert, deren Aufgabe die Kontrolle des Luftverkehrs werden sollte. Bereits 1921 wurde die Polizeifliegerstaffel wieder aufgelöst, da auch dies mit dem Versailler Vertrag nicht vereinbar war.
In den 1920er Jahren erfuhr der zivile Luftverkehr trotz der kriegsbedingten Beschränkungen vorübergehend einen Aufschwung. In Oberschleißheim wurden Fliegerschulen und auch die Flugzeugindstrie ansässig. In 1921 wurde z.B. die Udet Flugzeugbau gegründet, die bis 1926 u.a. die Muster U11 Kondor und U12 Flamingo produzierte.
Auch fanden planmäßige Post- und Passagierflüge statt, die meist mit ausgemusterten Militärmaschinen durchgeführt wurden (z.B. Rumpler C1, Albatros L309, Junkers F13). Während die Abflüge häufig vom nahe gelegenen Flugplatz Oberwiesenfeld (heute Olympiagelände) stattfanden, übernahmen die Werften in Oberschleißheim Wartung und Instandhaltung.
Kleinere Flugschulen wurden gegründet, hatten es aber ab 1926 durch das Ende der Subventionen immer schwerer zu überleben. Ende der 20er eröffnet die Deutsche Verkehrsfliegerschule (gegründet 1925 in Berlin) in Oberschleißheim eine Niederlassung. Unter Umgehung des Versailler Vertrages wurde hunderte von Flugschülern gezielt auf den militärischen Einsatz vorbereitet.
Bald nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten (1935 Verkündung der Wiederbewaffnung Deutschlands) wurde Schleißheim zu einem Fliegerhorst der Luftwaffe und die Deutsche Verkehrsfliegerschule nun offiziell zur Jagdfliegerschule. Während des Zweiten Weltkrieges war Schleißheim immer vor allem ein wichtiges Ausbildungszentrum, z.B. für Jagdflieger, Fliegerschützen, Bordfunker. Die technischen Entwicklungen machten nun auch den „Blindflug“ möglich; 1942 wurde die „Nachtjagdschule“ gegründet. Erst 1943 erfolgte erstmalig die Stationierung eines Kampfverbandes am Flugplatz Oberschleißheim.
Die Deutsche Verkehrsfliegerschule 1929/1930: Schulflugzeuge Udet U-12 Flamingo
In der Zeit des 3. Reiches wurden die Flugplatzanlagen stetig erweitert. 1934 wurden z.B. die „Junkershallen“ errichtet, die noch heute von den in Schleißheim ansässigen Fliegervereinen als Hangar dienen. Später wurde auch die Landebahn befestigt (bis dato nur Gras).
Der Krieg bildete auch das schwärzeste Kapitel der Geschichte des Flugplatzes Oberschleißheim. Für Bau- und Räumarbeiten wurden Zwangsarbeiter aus dem nahe gelegenen KZ Dachau sowie russische Kriegsgefangene eingesetzt. Immer wieder wurde der Flugplatz von aliierten Verbänden angegriffen. Am 21.12.1942 erfolgte der erste Großangriff der britischen Truppen, welcher nicht nur den Flugplatz, sonder auch große Teile der Gemeinde Oberschleißheim traf. Zahlreiche weitere Angriffe sollten folgen.
In der Nachkriegszeit übernahm zunächst das amerikanische Militär den Platz und nutzte das Gelände unter anderem für die Ausbildung von Hubschrauberpiloten für deren Einsatz im Vietnamkrieg. Auch französische und deutsche militärische Einheiten waren zeitweise am Flugplatz stationiert. Der Tower westlich des Flugplatzes wurde von den Amerikaner gebaut und zeugt noch heute von dieser Zeit. Allerdings wird er nur noch zu besonderen Veranstaltungen genutzt. Die Amerikaner verließen Schleißheim 1973 und übergaben den Platz an die Bundesreplik Deutschland. Im Jahr 1981 endete die militärische Nutzung.
Blick auf die zerstörte Werfthalle im Jahr 1988.
Im Jahr 1986 begannen die Arbeiten für den Bau der „Flugwerft Schleißheim“ als Außenstelle des Deutschen Museums auf dem Areal der historischen Werftgebäude. Teilweise konnte der Baubestand erhalten und harmonisch in den modernen Museumskomplex einbezogen werden. Deutlich wiederzuerkennen ist zum Beispiel der markante quadratische Turm auf dem Bild „Deutsche Verkehrsfliegerschule“ oben.
Bereits die in den 50er Jahren in Oberschleißheim stationierten Einheiten der Fliegerstaffel der Bundeswehr übernahmen Aufgaben des Zivilschutz und Rettungsdienste. Insofern hat der Platz als Zentrum der Luftrettung inzwischen eine lange Tradition, die aktuell von der Bundespolizeit fortgeführt wird. Die Behörde nutzte lange Zeit vor allem alte Hangargebäude, bis im Frühjahr 2016 der moderne Neubau mit Verwaltungshalle und Werft für die Helikopter eröffnet wurde, welcher seither ein weiteren prägenden architektonischen Akzent auf dem Gelände des Flugplatzes setzt.
Heute wird am Flugplatz Oberschleißheim Segel- und Motorflugsport betrieben. Außerdem ist die Fliegerstaffel der Bundespolizei mit ihren Hubschraubern noch immer hier stationiert. Betreiber des Flugplatzes ist die Flugplatz Schleißheim e.V. (FSeV), die Dachorganisation der sechs ansässigen Vereine. Mehr Informationen über die aktuelle Situation finden Sie in den weiteren Kapiteln unter „Flugplatz“.